Die Nachbarn

Noch vor der endgültigen Fertigstellung des Baumhauses (es fehlte noch die Treppe) kam es dann an einem Samstagmorgen im August – ich war gerade auf dem Weg ins Krankenhaus, bei Luca war die nächste Extensionsbehandlung nötig – zu einer für mich äußerst befremdlichen Begegnung. Ich wurde zu den Nachbarn zu Linken gerufen, es gäbe etwas zu besprechen. Auch wenn ich ein wenig in Eile war, ging ich natürlich rüber und mußte dann Dinge hören, welche mich doch arg überraschten.

Ich hörte nun auf einmal, daß das mit dem Baumhaus ja so nun überhaupt nicht ginge. Man könnte ja von dort oben in Nachbars Garten schauen. Mein Einwand, daß dort nur hin und wieder mal mein sechsjähriger Sohn drauf spielen würde, wurde damit beantwortet, daß dieser ja auch mal zehn oder elf werden würde und dann von dort oben die Nachbarin ärgern würde (eigentlich halte ich unseren Sohn für recht gut erzogen und ich sehe auch keinen Grund daran zu zweifeln, daß dies in vier bis fünf Jahren auch noch so sein wird). Und außerdem wären da ja auch noch die Kinder anderer Nachbarn (ebenfalls alle mehr als umgänglich und äußerst angenehm).

Auch wenn ich die Einwände nicht wirklich nachvollziehen konnte, so bot ich trotzdem an, daß ich die untere Treppe, welche hochklappbar realisiert werden sollte (und auch wurde), hochklappen würde, wenn die Nachbarn hier sind (was nur äußerst selten der Fall ist). Dies wurde sogleich als unannehmbar bezeichnet, da das Baumhaus ja unabhängig davon einen Wertverlust für das Nachbargrundstück darstellen würde. Wertverlust? Ok, hier war meine Geduld dann am Ende und ich machte mich auf den Weg Richtung Klinik, nicht ohne vorher zu versichern, daß ich mir etwas einfallen lassen würde.

Daraufhin unterhielt ich mich natürlich mit anderen Nachbarn, welche z.T. sogar beim Bau geholfen hatten und alle versicherten mir, daß sie keinerlei Probleme mit dem Baumhaus hätten und die Reaktion ebenso wenig verstehen konnten. Zudem sagte man mir, ich solle die Einwände nicht so ernst nehmen, da hätte wohl nur jemand einen schlechten Tag gehabt und das würde sich schon klären. Nun gut, wir wohnten ja erst ein gutes Jahr hier, von daher habe ich das erst einmal so hingenommen. Besagte Nachbarn zur Linken haben wir übrigens seit dem Gespräch bis heute hier nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen.

Noch schwerer nachvollziehbar wird das Ganze, wenn man bedenkt, daß wir noch wenige Wochen vorher zusammen mit besagten Nachbarn und einem weiteren Nachbarn bei gemütlichen Bierchen auf unserer Terrasse gesessen haben, wobei zu diesem Zeitpunkt die Plattform auf dem Baum bereits installiert war. Auch wurde über die Planung dort oben ein Baumhaus zu errichten gesprochen, ohne daß irgendwelche Bedenken geäußert wurden. Zudem zog sich der Bau über viele Wochen hin, so daß man sich jederzeit über eine andere Bauweise hätte unterhalten können.

Wenn man sich dann noch vor Augen führt, daß es sich bei dem Nachbarn um einen Lehrer handelt, dann fällt mir persönlich gar nichts mehr dazu ein. Waren Lehrer nicht die Personen, die von Berufs wegen einen gewissen Draht zu Kindern haben sollten?

Daß diese Einwände der Nachbarn nun in direktem Zusammenhang mit den Aktivitäten des Bauamtes stehen, kann und werde ich nicht behaupten. Auch wenn ich inzwischen weiß, daß das Bauamt nicht von sich aus tätig geworden ist und ich für alle anderen Nachbarn der Straße meine Hand ins Feuer lege.

Nachtrag

Inzwischen ist es "amtlich", besagte Nachbarn waren persöhnlich vor Ort beim Bauamt und haben Fotos des Baumhauses vorgelegt. Warum nun der entsprechende Mitarbeiter vom Bauamt allerdings darauf angesprungen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Letztendlich ist das aber auch nicht mehr entscheidend, denn glücklicherweise ist das Nachbarhaus inzwischen verkauft und die Herrschaften schwärzen nun anderswo Nachbarn an.

Tags: Lucas Baumhaus Quals Bauamt Beseitigungsverfügung Verwaltung Baumhausregistrierungsstelle Morbus Perthes